Schweizer MedTech Firma entwickelt ein intelligentes, automatisiertes Entlastungskissen
Bettina ist seit einem Motorradunfall vor 25 Jahren querschnittgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Sie führt ein aktives Leben, arbeitet zum Teil auch im Außendienst eines Medizintechnikunternehmens und ist als Peer-Beraterin mit dem Schwerpunkt Ernährung in einer Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie tätig. Die 59-Jährige lebt in Grenzach-Wyhlen, nahe der Schweizer Grenze. Handbiken, Schwimmen, Malen und Lesen zählen zu ihren Hobbys.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich bei Bettina eine Skoliose. Durch die verkrümmte Wirbelsäule belastete sie ihre Sitzbeinhöcker unterschiedlich stark. Der hohe Druck auf ihrem rechten Sitzbeinhöcker führte im Jahr 2012 zu ihrem ersten Dekubitus: „Zur Abheilung der Wunde wurde mir liegendes Entlasten im Bett angeordnet. Das war meine erste Erfahrung mit dem langen Liegen.“ Zurück blieben eine Narbe und der Rat der Ärzte, im Alltag regelmäßige Entlastung durch Liegen einzuplanen. Für Bettina bedeutete das viel Planung und wenig Spontanität. „Anstatt mit den Kollegen mittags gemeinsam zu essen, suchte ich mir einen geeigneten Ort, um mich hinzulegen. Oft verzichtete ich auf Treffen mit Freunden am Abend, wenn ich tagsüber zu wenig entlastet hatte. Doch trotz aller Disziplin und trotz aller Bemühungen öffnete sich die Narbe in regelmäßigen Abständen immer wieder, was zu noch mehr Entlastungen und Einschränkungen
führt; es war sehr deprimierend“, erinnert sich Bettina.
Im Herbst 2022 öffnete sich die Narbe erneut und entwickelte sich bis Januar 2023 zu einem akuten Dekubitus, was zur Folge hatte, dass Bettina ein halbes Jahr überwiegend liegend im Bett daheim und – nach einer Operation – im Krankenhaus
verbrachte. „Essen, Trinken, Zähneputzen, Waschen, einfach alle Dinge des täglichen Lebens musste ich liegend im Bett machen.
Das war die totale Abhängigkeit von anderen Menschen“, beschreibt Bettina diese schwere Zeit.
Bei der Entlassung aus der Klinik kam die verschärfte ärztliche Ansage, nun alle vier Stunden liegend zu entlasten. „Dadurch
ist mein Tag streng durchgetaktet, und das bestimmt noch immer maßgeblich mein Leben.“ Seit vielen Jahren ist Bettina mit dem Gründer des Schweizer Start-ups RELiYOO aus
Winterthur befreundet. Sie ist sofort bereit, sein Sitzkissen zur Dekubitus-Prävention zu testen. „Es stellt sich vollautomatisch auf mich und mein Gesäß ein und lässt mich optimal im Kissen
einsinken. Ich sitze auf Luftkammern, die sich automatisch dem Gesäß anpassen. Und vor allem werden sie dauernd abwechselnd
entlastet, dadurch können die gefährdeten Bereiche regelmäßig gut durchblutet werden. Mein Beckenschiefstand kann durch spezielle Einstellungen teilweise korrigiert werden
und verschafft mir eine gute Sitzstabilität.“ Auf der DMGP-Tagung in Weimar stellte Bettina im letzten
Jahr ihre Erfahrungen zur Dekubitus-Prävention vor. Sie sagt: „Mittlerweile sitze ich bis zu zwölf Stunden täglich im Rollstuhl und die Haut macht sehr gut mit. Das ist ein großer Gewinn für meine Lebensqualität und ich erhoffe mir eine weitere Sitzeiterhöhung um ein sicheres, entlastetes und aktives Leben, ohne den ständigen Blick auf die Uhr und ohne Angst zu führen.“
